Heute war wieder Reisetag – und langsam haben wir das Auschecken wirklich im Blut. Zack, Sachen zusammenräumen, Rucksäcke schultern, Unterkunft verlassen... geht mittlerweile fast im Halbschlaf.
Von Kyoto ging’s für uns weiter nach Osaka, unserer letzten großen Station vor dem Weiterflug. Dafür mussten wir zuerst mit dem Zug und dann mit der Bahn fahren. Die Strecke ist kurz – etwa 1,5 Stunden – aber das Wetter machte es uns nicht gerade leicht. Es war richtig schwül, die Luft stand, und schon beim Warten auf den Zug lief uns der Schweiß runter. Mit den Rucksäcken am Rücken fühlten wir uns eher wie im Fitnessstudio als auf Reisen.
In Osaka angekommen, war die Laune erstmal noch gut – bis wir aus der Metrostation stiegen. Und dann: Schock.
Keine Tempel, keine Kirschblüten, kein ruhiges Viertel wie in Kyoto – sondern eine ganz andere Welt.
Willkommen in Haginochaya. Klingt eigentlich harmlos, oder? Aber der Stadtteil ist bekannt dafür, dass er zu den ärmsten Gegenden Osakas gehört. Früher war es ein klassisches Arbeiter- und Tagelöhner-Viertel, heute leben hier viele Menschen mit sozialen Problemen, Arbeitslose, Obdachlose oder Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Schon beim Rauskommen aus der U-Bahn war klar: Hier ist etwas anders.
Nur Männer. Viele davon barfuß, ungepflegt, mit wenigen Zähnen, viele betrunken oder mit leerem Blick. Sie standen dicht gedrängt an den Straßen, manche saßen auf Plastikstühlen, andere starrten uns einfach nur an – manche grinsten schief.
Wir fühlten uns richtig unwohl – nicht, weil wir „besser“ wären, sondern weil wir damit einfach nicht gerechnet hatten. In Jakarta oder anderen Städten wussten wir, was uns erwartet. Aber in Japan? Da hatten wir bislang kaum Erfahrungen mit solchen Vierteln gemacht. Und wir hatten uns nicht vorgestellt, dass wir so etwas hier finden würden.
Wir gingen zügig weiter – 20 Minuten Fußmarsch bis zur Unterkunft, aber besser wurde es nicht wirklich. Die Straßen waren schmutzig, Müll lag herum, und das Gefühl von Sicherheit war eher so: Naja.
Unsere Unterkunft für die Nacht? Günstig – und das aus gutem Grund. Das Zimmer besteht aus zwei Matratzen am Boden, die Wände sind dünn, die Einrichtung minimal. Aber für eine Nacht passt das schon, denn: Ab morgen ziehen wir um in unsere richtige Unterkunft, in der wir bis zum Abflug bleiben. (Wegen ein paar Buchungsproblemen haben wir kurzfristig alles umorganisieren müssen)
Sobald wir die Rucksäcke abgeworfen hatten, machten wir uns auf den Weg in eine angenehmere Gegend: Tennoji.
Tennoji ist ein moderner Stadtteil von Osaka mit vielen Geschäften, Cafés und größeren Gebäuden. Dort besuchten wir die Q's Mall – ein riesiges Einkaufszentrum mit Restaurants, Mode, Technik und allem, was das Konsum-Herz begehrt. Hier spürte man wieder das typische Stadtgefühl Japans: ordentlich, modern, lebendig.
In der Nähe liegt auch die Osaka Universität der Künste, eine renommierte Uni, die für ihre kreativen Studiengänge bekannt ist – von Design über Animation bis hin zu Musik. Die Gegend rundherum ist jung, studentisch und definitiv ein Kontrast zu Haginochaya.
Wir holten uns etwas zu essen, spazierten durch die Shops, Gassen und kleinen Boutiquen – endlich ein bisschen entspannen und durchatmen.
Am späten Nachmittag machten wir uns langsam wieder auf den Rückweg zur Unterkunft – diesmal über eine andere Route, in der Hoffnung auf eine „bessere“ Ecke. Leider nein. Auch dieser Weg war geprägt von derselben trostlosen Stimmung.
Zurück in unserem schlichten Zimmer waren wir einfach nur müde. Ursprünglich wollten wir am Abend noch mal raus – vielleicht in ein Izakaya oder auf ein Matcha-Eis. Aber der Tag war einfach zu lang, zu heiß, zu voll mit Eindrücken. Also fiel die Entscheidung schnell: Abendprogramm auf morgen verschoben.
Also: nicht der glamouröseste Reisetag, aber definitiv einer, den wir nicht so schnell vergessen werden. Und morgen wird’s bestimmt wieder besser – mit neuer Unterkunft, besserem Viertel und frischer Energie.
Bussi baba,
Kosanni
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