Nach der etwas chaotischen Anreise gestern, war die erste Nacht in unserer traditionellen Unterkunft erstaunlich erholsam. Die einfachen Matratzen direkt auf dem Boden – zusammen mit dem kleinen Heizkörper und der leisen Klimaanlage – sorgten für eine gemütliche, fast schon heimelige Atmosphäre. Um sieben Uhr waren wir alle drei wach (endlich! Hab extra versucht, leise zu bleiben) und ich freute mich schon darauf, endlich rauszukommen und in den Tag zu starten.
Heute stand etwas Besonderes auf dem Plan: eine Radtour rund um den Kawaguchi-See, einem der bekanntesten Seen rund um den Fuji. Die Strecke ist etwa 20 Kilometer lang und bietet bei gutem Wetter eine beeindruckende Aussicht auf den berühmten Berg. Und wir hatten tatsächlich Glück – kein Regen, kein Nebel und der Fuji zeigte sich ganz ohne Wolkenschleier.
Zuerst holten wir uns direkt am frühen Morgen drei Fahrräder. Bevor es aber richtig losging, mussten wir natürlich noch einen Zwischenstopp einlegen: Frühstück! Nach kurzer Suche entdeckten wir ein kleines französisches Café, das – anders als viele andere – bereits um acht Uhr geöffnet hatte. Die meisten Lokale in Japan machen eher zwischen zehn und elf auf. Dort gab es Espresso, frisches Croissant und sogar kleine Pizzabrötchen – besser hätte der Tag nicht starten können.
Gestärkt radelten wir los, einmal rund um den See. Die Strecke war meist flach und angenehm zu fahren. Auf dem Weg begegneten wir vielen Touristengruppen, die mit großen Reisebussen ankamen, für ein paar Minuten ausstiegen, ein schnelles Foto mit dem Fuji machten – und dann gleich wieder weiterfuhren. Außerhalb dieser Punkte war es erstaunlich ruhig. Kaum Menschen, kaum Verkehr – nur wir, der See, der Fuji im Hintergrund und hin und wieder ein paar verstreute Kirschbäume.
Auch wenn die berühmte Kirschblüte (Sakura) dieses Jahr bereits größtenteils vorbei sein sollte (in Wahrheit hat sie auf Grund der kalten Temperaturen noch gar nicht richtig angefangen) – ein paar einzelne Bäume standen in voller Blüte. Wusstest du, dass die Kirschblüten in Japan meist nur etwa zehn Tage blühen? Die Zeit ist extrem kurz, was sie umso besonderer macht.
Natürlich hielten auch wir öfter mal für Fotos an – und für alle, die uns auf Instagram folgen: Ja, es wurde wieder ziemlich lustig und nein, wir haben uns nicht verletzt. Für alle anderen: Wir hatten die glorreiche Idee, ein besonders spektakuläres Foto zu machen, bei dem Kevin Nina und mich gleichzeitig trägt. Der Plan ging nicht ganz auf… Statt coolem Schnappschuss landeten wir mit dem Kopf voran am Boden. Nina war von oben bis unten voller Dreck und ich habe jetzt eine rote Nase, weil ihr Knie mein Gesicht erwischt hat. Kevin blieb übrigens völlig unversehrt. Keine Sorge – wir leben alle noch und mussten nicht ins Krankenhaus - war schlussendlich doch witziger als schmerzhaft.
Nach knapp drei Stunden (mit Pausen) waren wir einmal um den See gefahren und wieder zurück. Es war inzwischen Mittag und Kosi und ich beschlossen spontan, noch ein paar kleine Mitbringsel für Zuhause zu besorgen – schließlich kann Nina ein paar davon mitnehmen. Nina allerdings lehnte ab, was sich als sehr klug herausstellen sollte.
Unsere Suche nach Souvenirs führte uns nämlich über die wildesten Wege: einmal mussten wir die Fahrräder über eine steile Treppe hinunterschieben, ein anderes Mal landeten wir auf einer holprigen Schotterstraße mit dicken Wurzeln – ein Albtraum auf zwei Rädern.
Schließlich erreichten wir den berühmten Don Quijote – ein japanisches Einkaufswunderland. Es gibt dort wirklich alles: Kleidung, Elektronik, Kosmetik, Haushaltswaren, frischen Fisch, Snacks, Souvenirs... und so ziemlich alles dazwischen. Kein Wunder, dass wir am Ende mit einem vollen Einkaufswagen dastanden und trotzdem das Gefühl hatten, nichts wirklich gefunden zu haben.
Währenddessen hatte Nina bereits ein vegetarisches Restaurant für uns rausgesucht. Wir verabredeten uns dort, aber als wir ankamen, standen vor fast jedem Lokal lange Schlangen – typisch zur Mittagszeit in Japan. Viele Lokale schließen nach der Mittagszeit für mehrere Stunden. Zum Glück waren wir gerade noch rechtzeitig und wurden als Vorletzte in das kleine Restaurant gelassen, bevor es zur Nachmittagspause schloss.
Das Essen war wunderbar – frisch gekocht, mit viel Liebe zubereitet. Das winzige Restaurant hatte nur zwei Tische drinnen und einen draußen. Es war ruhig, freundlich und genau das Richtige nach dem anstrengenden Vormittag.
Danach gönnten wir uns noch ein Eis in einer kleinen Gelateria. Während wir dort saßen, kam plötzlich wieder Nebel auf. Der Fuji war auf einmal komplett verschwunden – wie weggeblasen. Umso schöner, dass wir ihn am Vormittag in voller Pracht sehen konnten.
Für den Abend kauften wir noch schnell ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt und fuhren dann zurück zur Unterkunft. Dort erwartete uns eine kleine Überraschung: Die Großmutter der Besitzer begrüßte uns herzlich und fragte, ob sie uns zum Abendessen einladen dürfe. Sie war gerade dabei, in der kleinen Küche unten für uns zu kochen – so herzlich und liebevoll.
Jetzt sitzen wir oben in unserem Zimmer. Nina schreibt in ihr Reisetagebuch, Kosi schaut eine Serie und ich sortiere die Fotos vom Tag und schreibe diesen Eintrag. Während wir alle auf das Essen warten.
Heute hatten wir wirklich viel Glück und vor allem auch Spaß – Wetterglück, Lachen, kleine Missgeschicke und herzerwärmende Begegnungen. Genau so darf Reisen sein.
Bussi Baba,
Kosanni
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Kommentare
Hallo, ihr Lieben,
so herrliche Fotos vom Mt. Fuji.
Wer hat euch eigentlich beim akrobatischem Absturz fotografiert?
Viel Spaß und spannende Erlebnisse ❣️💕
Bussi 😘🤗😘🤗