Heute hieß es: Früh aufstehen, Radklamotten an und weiter geht’s! 😅 Um 7 Uhr standen wir auf, müde aber motiviert – zumindest so halb. Alles gepackt, Trikots an, Taschen aufs Rad geschnallt und los. Erster Stop wie immer: Frühstück + Kaffee. Keine große Überraschung – wir landeten mal wieder bei Starbucks. Man weiß halt, was man bekommt - Nitro Cold Brew Vanilla Sweet Cream für mich, Espresso für Kosi und dann noch für beide ein Weckerl ☕️🥯
Die ersten Kilometer führten uns durch den Stadtverkehr von Kaohsiung – und wie immer: Mopeds, wohin man schaut 🛵🛵🛵. Es ist wirklich wie ein endloser Scooter-Strom, man wird von allen Seiten überholt, angestarrt, ignoriert, angehupt und mitgerissen. Nach einer Weile kommt man irgendwie in den Flow, aber es bleibt ein bisschen Stress.
Dann endlich: raus aus der Stadt, rein in die Küstenstraße! 🏖️ Wir fuhren stundenlang direkt am Meer entlang, Richtung Taiwanzhongyoufenggang – oder zumindest fast. Kurz vorher nahmen wir die Abzweigung ins Landesinnere, und ab da... naja... wurde es interessant.
Schon beim Runterfahren auf dieser Küstenstraße hatten wir komplett Gegenwind, der uns eigentlich die ganze Zeit begleitet hat – als wäre er fest entschlossen, uns heute komplett fertigzumachen… und bei mir hat er das auch geschafft! Und die Sonne tat ihr Übriges: pralle Hitze, kaum Schatten. Es war so heiß, unglaublich. Bereits um 7 Uhr beim Wegfahren, zeigte unser Thermometer schon 30 Grad… das konnte nur noch lustiger werden. Unsere erste Pause machten wir nur, um uns komplett neu einzucremen – und das war bitter nötig. Unsere Handrücken und Ellbeugen brannten bereits wie verrückt. Und der Schweiß floss in Strömen 🥵 (Also eincremen im Gesicht war bei mir komplett umsonst… ich schwitzte so sehr, dass nach 5 Minuten wieder alles weg war.)
Die zweite Pause kam eigentlich nur zustande, weil ich aufs Klo musste – aber im Nachhinein: Lebensretter. Denn was wir da noch nicht wussten – für die nächsten zwei Stunden kam keine Raststation mehr, kein Wasser, kein Geschäft – nichts. Gut, dass wir da noch schnell vier frische Wasserflaschen mitnahmen und eine kleine Snack-Pause einlegten. Schokoriegel und Kartoffel vom Supermarkt!
Und dann kam der Moment, in dem ich mir dachte: So. Jetzt ist’s aus. Das war’s.
Die Straße führte uns von der einen Küste durch das Inselinnere zur anderen Küste – und es war einfach die Hölle.Gegenwind? Ja! Kompletter Gegenwind. Wir kamen fast nicht voran. Es fühlte sich so an, als würden wir nur am Stand fahren. Und bei jedem LKW, der an uns vorbeifuhr, kam noch eine zusätzliche Ladung Wind zu uns. Aber nicht nur das. Es ging bergauf. Und das nicht so ein kleines Hügelchen… so 100 Meter– nein. Es hörte einfach nicht mehr auf. Kilometer um Kilometer nur rauf. Steil. Windig. Heiß. Es fühlte sich so an, als würden wir gerade den Hausberg von meinem Heimatdorf hochfahren. Und bei jeder Abzweigung zeigte sich ein klein bisschen Straße, die wieder weiter oben war, wieder hinauf führte. Und dann auch noch mein Körper so: Ach, übrigens, hier ist dein monatliches Damendasein. Viel Spaß! Perfektes Timing!Mein Bauch tat weh, mein Knie auch, ich hatte null Energie und der Wind trieb mich fast vom Rad. Wirklich – einmal wehte er mich zur Seite, und ich musste voll aufpassen, nicht auf die Straße zu fallen 😳 wir konnten nicht einmal im Windschatten fahren, denn der Wind kam von überall. Einmal links, einmal rechts und einmal von vorne. Nur Rückenwind hatten wir nie.
Während der Strecke redeten wir kaum. Um uns nicht gegenseitig anzuzicken, entschieden wir: Kopfhörer rein 🎧. Sonst könnte das noch böse enden heute. Ich hörte Mord auf Ex, Kosi was anderes – einfach jeder für sich, um irgendwie durchzuhalten. Aber selbst das half nur begrenzt. Ich sah immer wieder die Straße vor uns – wie sie sich weiter oben durch die Berge schlängelte. Und es wurde einfach nicht besser. Der Wind wurde sogar noch kälter und plötzlich fing es an zu nieseln 🌧️. Die Sonne war weg - die schwarzen Wolken kamen. Ich dachte nur noch: Na bravo. Echt super Tag heute!
Wir fuhren schweigend nebeneinander. Mal machte Kosi kurz Pause, mal ich. Hin und wieder warfen wir uns verzweifelte Lächeln zu – so im Stil von „Halt durch, gleich haben wir’s“. Aber innerlich waren wir beide einfach durch.
Nach 2.036 Höhenmetern (ja, wirklich!) erreichten wir endlich den höchsten Punkt. Es ging nicht mehr weiter bergauf – Halleluja!!! 🙌 Ich hätte fast geheult vor Erleichterung. Das war mit Abstand der anstrengendste Abschnitt unserer ganzen Tour bisher. Körperlich, mental, einfach alles.
Dann ging’s endlich bergab – 7 Kilometer lang. Aber: immer noch Nieselregen, Gegenwind, kalt, alles nass und schwitzig. Richtig Spaß kam da leider nicht auf. Wir mussten sogar treten, obwohl’s bergab ging, weil der Wind so stark war.
Das Einzige, was mir ein bisschen Motivation gab: Die Menschen unterwegs! 🥹 Alle, die uns sahen – im Auto oder auf dem Moped – hupten, riefen, zeigten uns den Daumen hoch 👍 Manche klatschten sogar aus dem Fenster. Einer fuhr mit seinem Moped extra vor, hielt an, stieg ab – nur um ein Foto von uns zu machen! Das war richtig süß und gab uns so kleine Mini-Schübe, um weiterzumachen. Ich fühlte mich wie bei einem Marathon. Und die Zuschauer jubelten mich an. 💛
Nach 108 Kilometern kamen wir endlich an. Klatschnass, kalt, durchgefroren, völlig müde und ehrlich gesagt auch ziemlich genervt. In der Unterkunft wurden wir dann auch noch… naja, nicht gerade herzlich empfangen. Die Dame (vielleicht die Besitzerin?) redete nur auf Chinesisch, war mega desinteressiert, ging dauernd weg, kam wieder, ignorierte unsere Fragen – einfach komplett chaotisch. Wir baten um einen Zimmerschlüssel – sie reagierte null. Also sind wir einfach zur Rezeption gegangen und haben uns selbst einen Schlüssel genommen 😅 Sie hat’s gesehen. Hat nix gesagt. Gut, für 21 € pro Nacht darf man offenbar nicht viel Service erwarten 😂
Wir warfen alles ins Zimmer, duschten kurz und marschierten dann los zum nächsten 7-Eleven – und Leute, da wurden wir wieder zu kleinen Kindern im Süßigkeitenhimmel 🛍️🍫🍬
Wir haben uns vollgeladen wie bei einem Pyjama-Party-Einkauf: Nachos, Pommes-Sticks, M&Ms, Snickers, Mentos, Haribos, Yoghurt, Banane... Kosi nahm sich noch zwei Packungen Reis, eine Portion Gemüse und ein Tiefkühlgericht mit Nudeln, Pilzen und Pesto. Ich holte mir auch Reis mit Gemüse und eine Kartoffel. Das Beste: Alles kann man direkt im Supermarkt aufwärmen lassen! Die Mitarbeiterin hat uns alles fixfertig gemacht – sooo praktisch, vor allem wenn man irgendwo landet, wo’s sonst nix zu essen gibt.
Mit unseren ganzen Snacks und warmem Essen ging’s dann zurück ins Zimmer. Ab ins Bett, Essen auf dem Bauch, Decke drüber, kein Ton mehr. Wir waren einfach k.o. 😴
Unsere Tour:
- 108,01km
- 2.037 hm
- 6h 15 Minuten Zeit in Bewegung
- 8h 4 Minuten verstrichene Zeit
Nun haben wir endlich mehr als die Hälfte geschafft!!! Mit der heutigen Tour haben wir insgesamt 664,81 Kilometer in den letzten 10 Tagen zurückgelegt.
Bussi Baba,
Kosanni
Drückt uns bitte die Daumen für besseres Wetter morgen!! 🌥️💪
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Kommentare
Liebe Kinder, welch Anstrengungen und wir dachten, bei einer Weltereise erfährt man viel Leichtigkeit, das war dann wohl falsch. Seid achtsam und gut zu euch und dem Körper🥰wir haben daheim diskutiert und alle waren sich einig, wir würden das niemals schaffen und wir hätten schon längst einen Zug genommen oder Ähnliches😅liebe Grüße, erholt‘s euch ein bisschen und drücken allesamt die Daumen, dass besser wird🥰liebe Grüße Mama, Papa, Nachbarn und Co😁