Heute ließen wir es ruhig angehen. Endlich einmal ausschlafen – und das hatten wir auch wirklich nötig nach den letzten anstrengenden Tagen. Gegen 8 Uhr spazierten wir gemütlich zum 7-Eleven, um uns Frühstück zu holen. Für mich gab es eine warme Kartoffel, Joghurt und eine Banane, während Kosi sich zwei Ei-Sandwiches, einen Burger und einen Bagel schnappte. Ein klassisches Frühstück hier. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob ich die Kartoffel auch wirklich mögen würde - doch die war ausgezeichnet. Im Supermarkt gibt es nämlich verschiedene Behälter, aus denen man sich das Frühstück zusammenstellen kann: Wurst, gekochtes Ei, Dumpling und Kartoffel. Gegessen wurde ganz entspannt in der Sonne auf dem kleinen Platz direkt vor dem Supermarkt – das war schon mal ein richtig guter Start in den Tag.
Danach packten wir unsere Sachen, denn heute stand eine neue Radtour auf dem Plan. Eigentlich war die Strecke rund um den Sonne-Mond-See als normale Tagestour mit dem Gravelbike geplant, aber da ich schon seit gestern etwas Halsweh habe (die ständigen Temperaturwechsel und der Wind machen sich doch etwas bemerkbar), entschieden wir uns spontan um: Wir liehen uns ein E-Bike. Und nicht irgendeines – ein Tandem mit Motor! Ein bisschen geschummelt, aber was soll's, der Körper braucht auch mal Erholung. Und für alle vorweg: es war trotz Motor anstrengend, denn wir beide zusammen waren eindeutig zu schwer für das Rad (es ist anscheinend für asiatische Figuren ausgelegt :D).
Der Sonne-Mond-See (Sun Moon Lake) liegt in der Mitte Taiwans und ist mit einer Fläche von etwa acht Quadratkilometern der größte natürliche See des Landes. Er ist nicht nur landschaftlich beeindruckend, sondern auch kulturell bedeutend. Der See bekam seinen Namen, weil die östliche Seite in ihrer Form an eine Sonne erinnert und die westliche an einen Halbmond. Rund um den See leben vor allem Angehörige der Thao – einer der indigenen Völker Taiwans. Die Gegend selbst ist bekannt für die Tempel, heiligen Orte und spektakulären Aussichten (das können wir bestätigen!). Kein Wunder also, dass es auch bei Touristen – vor allem aus China – sehr beliebt ist - von diesen sahen wir reichliche.
Unsere Route um den See betrug etwa 45 Kilometer. Der Weg war gut ausgebaut und führte an vielen spannenden Orten vorbei. Wir hielten immer wieder an – bei Tempeln, Aussichtspunkten und in kleinen Dörfern entlang des Ufers. Besonders beeindruckend war der Wenwu-Tempel, der majestätisch über dem See thront und eine unglaubliche Aussicht bietet. Leider auch viele Stufen mit sich bringt. Alleine der Weg zum Tempel führte über 570 Stufen hinauf und dann startete erst der Aufstieg auf den Tempel. Doch Kosi bestand darauf, dass wir ganz hinauf gingen. Meine Beine waren noch richtig schwer von den letzten Tagen und deshalb stieg ich widerwillig hinten nach. Doch der Ausblick war wirklich schön. Meiner Meinung nach hätte die Hälfte des Turms schon gereicht - für den selben Ausblick - aber Kosi sah das ganz anders 😜.
Etwa auf halber Strecke des Sees merkten wir, dass der Motor des E-Bikes langsam schwächer wurde – also tauschten wir ihn bei einer Station aus und nutzten die Gelegenheit für eine Mittagspause. Wir bestellten uns zwei vegetarische Suppen – nichts Großes, dachten wir. Nur eine kleine Stärkung zwischendurch. Doch wir wurden überrascht: Zwei riesige Töpfe voll Tomatensuppe mit Gemüse, dazu weiteres frisches Gemüse und Tofu zum Nachlegen und eine Schüssel voller Reis. Es war viel mehr, als wir erwartet hatten und wir konnten gar nicht alles aufessen. Und das Beste daran: obwohl wir uns an einem touristischen Hotspot befanden, war das Essen absolut preiswert.
Zum Nachtisch gab es eine traditionelle Egg-Roll mit Kaffee und natürlich noch ein Eis – wir hatten ja Urlaub! Und für alle, die uns schon seit Beginn verfolgen: Heute ist Eis SAMSTAG!! Gestärkt und zufrieden ging es weiter. Dank Motor fühlten sich die Höhenmeter gleich viel besser an. Ein klarer Kontrast zu den letzten Tagen, in denen wir noch schwitzend jeden Anstieg erkämpfen mussten.
Am Nachmittag gaben wir das Rad wieder ab und gönnten uns eine kleine Pause in der Unterkunft. Danach schlenderten wir nochmal gemütlich durch unser kleines Dörfchen. Überall roch es nach frisch zubereitetem Essen und wir waren völlig begeistert von der Auswahl an vegetarischen Gerichten. Es gab gebratenen Tofu am Spieß, überbackene Pilze in kleinen Boxen und viele weitere Leckereien – ein echtes Paradies für uns.
Während Kosi am späten Nachmittag ein kleines Nickerchen machte, telefonierte ich mit meinen Mädels von zuhause – ein bisschen quatschen und lachen tat gut. Später machten wir noch einen Abendspaziergang zu unserem Lieblings-Straßenstandplatz. Kosi gönnte sich einen Käse-Mais-Ei-Burger und ein Roti mit Lauch, bevor wir uns wieder auf den Rückweg in unsere Unterkunft machten.
Der Tag war traumhaft. Der See mit seinen vielen kleinen, besonderen Ecken hat uns richtig begeistert – auch wenn wir heute von chinesischen Touristen regelrecht überrannt bzw. überfahren wurden. Aber das gehört hier wohl einfach dazu.
Und ja, auch wenn wir heute Unterstützung vom Motor hatten – unsere Beine und Muskeln melden sich trotzdem. Die letzten Tage waren intensiv und das spüren wir nun deutlich.
Was und heute wieder besonders auffiel, war die Tatsache, dass es in ganz Taiwan kein sichtbares Müllproblem gab. In den letzten Ländern, wie Indonesien oder den Philippinen, gab es regelrechte Müllberge an Straßenrändern oder in den Wäldern. Hier ist alles sauber und gepflegt.
Bussi Baba,
Kosanni
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