Nachdem wir uns gestern Abend nur noch ausgeruht hatten, wachten wir heute gegen 7 Uhr auf. Für Anni war sofort klar, dass sie eine Wanderung zum nahegelegenen Brown Hut antreten wollte. Kosi war jedoch noch nicht allzu begeistert, und als kleiner Morgenmuffel schnaufte er nur, dass er heute lieber gar nichts machen würde. Das war Anni natürlich auch sehr recht, denn nach 52 Tagen durchgehendem Zusammensein kam es ihr sehr gelegen, einen Tag für sich alleine zu haben. Doch als Kosi erfuhr, dass Anni die Wanderung ohne ihn machen würde, änderte sich seine Meinung schlagartig, und er musste mit. Man kann doch keine Sporteinheit alleine unternehmen - das wäre ja fast wie ein Fitnesstudio ohne Geräte! Also entschied er sich, trotz gestrigen Magenproblemen, mitzukommen. Als Anni ihm mit den Worten „Ich sage dir, wenn du nur einmal jammerst während der Tour, dann gehe ich ohne dich weiter. Entweder gehst du mit, ohne negative Energie, oder du bleibst am Meer und genießt den Tag.“ begegnete, wurde aus dem Morgenmuffel eine richtige Sportkanone. Während Anni noch das Frühstück richtete und sich für das Wandern umzog, wartete Kosi bereits sehnsüchtig mit gepacktem Rucksack: „Na, was, kann’s nun endlich losgehen?“
So wurde aus einem Morgen voller Widerstand eine Autofahrt zum Berg, die die Stimmung sofort hob. Fast 50 Minuten Fahrt und wir waren am Ausgangspunkt angekommen. Und an alle, die schon dachten, wir wären in den letzten Tagen irgendwo im Nirgendwo herumgegewandert, heute war es noch skurriler. Der Wanderweg war nicht wirklich ein Weg. Wir kletterten über Bäume, stiegen über Felsen hinauf, krochen durch umgefallene Äste, kämpften uns durch Pflanzen und stolperten mehrmals über den sumpfigen Boden. Seit wir in Neuseeland waren, war dies die eindeutig schwerste Wanderung bisher. Es ging teilweise so steil hinauf, dass der jeweils andere unten mithelfen musste, und sobald der eine oben war, wurde beim Hinaufziehen mitgeholfen. Zwischendurch standen wir wieder mitten im Sumpf, und alles wurde nass und dreckig. Dann konnten wir Meter weit nur noch gebückt gehen, da sich die Äste direkt vor uns auf den Weg zogen. Also wirklich, Abenteuer pur.
Nach guten 2 Stunden und 5 Kilometern bergauf – laut Kosi waren es circa 965 Höhenmeter – kamen wir am Ziel an. Und zugegeben, zwischendurch hatten wir echt die Hoffnung verloren, dass wir jemals noch irgendwo ankommen würden. Das Ziel war eine kleine Hütte – die bekannte braune Hütte. Obwohl sie eigentlich gelb ist, aber das ist uns mal egal. Die Hütte selbst bestand aus zwei Stockbetten, einer Küchenzeile und einem Kamin. Jeder Wanderer kann hier oben kostenlos jederzeit übernachten, einziges Kriterium: Es gibt nur vier Betten. Das heißt, wer zuerst kommt, malt zuerst. Als wir gegen 12 Uhr oben ankamen, waren bereits zwei Frauen aus den USA in der Hütte und hatten alles für die Übernachtung vorbereitet. Die Toilette war circa 30 Meter von der Hütte entfernt und sah wirklich süß aus. Von der Hütte aus gab es einen 360-Grad-Rundblick über das Gebiet und die Landschaft, wie schon so oft erwähnt – ein Traum! Fast wie zu Hause im Drautal.
Wir rasteten auf der Hütte, aßen unsere Schokoriegel und genossen die Sonne. Nach der Pause machten wir uns wieder auf den Rückweg. Und dort kamen uns 7 Personen entgegen, die uns immer wieder fragten, wie viele denn schon bei der Hütte warteten. Jeder hatte also Angst, hinaufzugehen, ohne einen Schlafplatz zu erhalten. Und um ehrlich zu sein, das hätten wir auch… den Schlafsack, Decken, Essen etc. alles mitraufschleppen, um dann zu sehen, dass alles voll wäre… nein danke.
Der Abstieg war fast noch anstrengender als der Aufstieg, denn bei jedem zweiten Schritt rutschten wir an den Ästen oder den Blättern aus. Das ging in die Beine und vor allem in die Knie. Mehrmals rutschten wir aus und blieben einfach sitzen, weil wir keine Energie mehr hatten, um weiterzugehen. Doch schließlich kamen wir nach circa 2 Stunden wieder am Auto an. Insgesamt waren wir 10 Kilometer und 4:07 Stunden unterwegs (ohne Pause). Am Auto kamen uns dann weitere Personen entgegen, die uns nach der Personenanzahl in der Hütte ausfragten. Ihr seht also, die Hütte ist sehr beliebt. Wir waren daher umso glücklicher, wieder in unsere Unterkunft fahren zu können.
Und diesmal hörten wir während unserer Wanderung nicht unseren heißgeliebten Podcast, sondern Kosi entschied sich für „Gemischtes Hack“ – ganz ehrlich, damit kann ich (Anni) nichts anfangen… aber ja, Geschmäcker sind verschieden. Anni blieb ihrer Liebe zum Beruf treu und hörte sich ganze 4 Stunden lang im Pflegepodcast alles über Erkrankungen, Therapiemaßnahmen und Medikamente rund um die Niere an. Vielleicht für Kosi auch nicht wirklich spannend 😅.
Bei der Heimfahrt gab’s dann aber wieder „Mord auf Ex“, um den Kopf auszuschalten. Danach gab’s für Kosi noch ein Highlight – wir fuhren zum McDonald’s. Wie ein kleines Kind freute er sich 😁.
Danach fuhren wir zur Unterkunft und setzten uns in den Garten, um zu lesen, zu schreiben oder zu quatschen.
Unsere Mägen haben sich übrigens wieder beruhigt.
Euch allen wünschen wir einen schönen Morgen, Mittag oder Abend!
Bussi Baba,
Kosanni
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