Tag 17: Nachts um halb 2 - Mit Stirnlampen und Gasmasken zum Ijen - Vulkan

Veröffentlicht am 17. Dezember 2024 um 09:56

Ein Wecker, den keiner liebt

„Rrrrriiiing!“ – 1:30 Uhr in der Früh, mitten in der Nacht, mitten im Nirgendwo. Während andere gemütlich schliefen, hieß es für uns: Raus aus den Decken, rein in die Klamotten! Punkt 2 Uhr standen wir schon mit halb offenen Augen und vollbepackten Rucksäcken vor der Tür. Unser Vermieter, ein Mann, der offenbar selbst nie schläft, erwartete uns bereits – ausgestattet wie ein Survival-Guide aus einem Actionfilm: drei Gasmasken, drei Stirnlampen und ein aufmunterndes „Good luck!“.

 

Gesundheitsschein und Todesmut

Bevor wir überhaupt in Richtung Vulkan starten durften, benötigten wir ein „Gesundheitszertifikat“. Ein lokaler Arzt stellte es uns aus, mit einem prüfenden Blick und wenigen Fragen. „Fit?“ – „Ja.“ – Stempel drauf. Schnell erledigt. Seit diesem Jahr ist das Zertifikat Pflicht, weil Anfang des Jahres zwei Touristen nicht mehr vom Vulkan zurückkamen. Ein mulmiges Gefühl? Vielleicht ein kleines bisschen. Aber unser Abenteuerdrang war stärker!

Während der Fahrt legte unser Fahrer plötzlich einen spontanen Stopp an einer winzigen, kaum 1x1 Meter großen Hütte ein. Neugierig schielten wir hinein: Ein wackeliges Holzbrett, darauf fein säuberlich aufgereiht – Plastikflaschen. „Gas“, erklärte er stolz, während er zwei Flaschen davon in den Tank unseres Autos goss. Man stelle sich vor: Etwa 2 Liter Benzin, liebevoll aus einer Sprite-Flasche in den Tank umgefüllt.

Mit einem zufriedenen Grinsen setzte er sich wieder ans Steuer, als hätte er gerade seinen Wagen mit Raketenantrieb ausgestattet. Wir schauten uns kurz an, irgendwo zwischen belustigt und skeptisch. „Ob wir damit wirklich den Berg hochkommen?“ – Ein Blick auf den steilen Anstieg vor uns ließ uns das zweifeln. Doch unser Fahrer schien überzeugt.

 

Ohne Guide, dafür im eigenen Tempo

Am Vulkan angekommen, war es stockdunkel. Viele der anderen Touristen liefen brav hinter ihren Guides her – wir entschieden uns spontan, ohne Guide zu gehen. Beste Entscheidung! So konnten wir unser eigenes Tempo wählen, mal schneller, mal langsamer – und vor allem Pausen einlegen, ohne von einer Trillerpfeife weitergescheucht zu werden.

Der Weg war steil und die Luft dünn. Der Schweiß lief uns nach kurzer Zeit in Bächen den Rücken hinunter. Stirnlampen an, Gasmasken griffbereit – ab ging’s in Richtung Krater. Nach wenigen Metern passierten uns Einheimische mit selbstgebauten Schubkarren, die sie voller Stolz „Lamborghinis“ nannten. Sie boten müden Touristen an, sich von ihnen hinaufschieben und -ziehen zu lassen – einer schob von hinten, der andere zog vorn. Eine skurrile Szene: völlig überforderte Touristen, die sich von schwitzenden Männern mühsam durch die Vulkanlandschaft befördern ließen. Für uns? Natürlich keine Option. „Nicht mit uns!“

 

"Danger! Betreten verboten" – Genau unser Ding!

Nach gut zwei Stunden, gegen 4:15 Uhr, erreichten wir den Kraterrand. Keine Zeit für Sonnenaufgang-Romantik, denn wir wollten runter zum Kraterboden. Auf halbem Weg erwartete uns ein großes Schild: „Danger! Zutritt verboten ohne Gasmaske“. Klingt dramatisch? War es auch! Also setzten wir unsere Masken auf, sahen uns wie Astronauten aus und gingen weiter. Der Pfad war rutschig und voller losem Gestein. Ohne Stirnlampen wäre das hier absolut unmöglich gewesen – pure Dunkelheit!

Im Krater angekommen, bot sich uns ein völlig surrealer Anblick. Überall dampfte es, und unzählige Arbeiter schleppten riesige Schwefelbrocken umher. Mit primitiven Werkzeugen und ohne viel Schutz arbeiteten sie hier wie in einer anderen Welt. Ein Blick nach hinten offenbarte das nächste Highlight: ein riesiger, blauer Säuresee, der in der Dunkelheit leuchtete und uns sprachlos machte.

Wir erkundeten fasziniert die Umgebung. Zum Glück hatten wir unsere Masken mit, denn trotz allem konnten wir den Gestank von Schwefel nicht entfliehe.

 

Sprint zum Sonnenaufgang – ohne Sonnenaufgang

Während Anni und Kosi auf dem Rückweg zum Kraterrand plötzlich olympische Sprintfähigkeiten entwickelten („wir dürfen den Sonnenaufgang nicht verpassen!“), nahm sich Alois die Sache etwas gemütlicher. Ob sich der Einsatz von uns gelohnt hat? Eher nicht. Oben angekommen, waren wir verschwitzt und außer Atem. Es war zwar bereits hell, doch der eigentliche Sonnenaufgang fiel leider ins Wasser – oder besser gesagt in den Nebel. Trotzdem wurden wir mit einem spektakulären Panorama belohnt: Der dampfende Vulkan, die umliegenden Berge und der blaue See wirkten wie ein Gemälde. Atemberaubend – im wahrsten Sinne, denn die dünne Luft trug ihren Teil dazu bei.

 

Rückweg und Kaffee mit Ausblick

Auf dem Rückweg wurden wir wieder von fröhlichen „Lamborghini“-Fahrern angesprochen – wir lehnten ab, diesmal mit einem grinsenden „Danke, aber wir haben starke Beine!“. Zurück am Fuß des Vulkans gönnten wir uns einen wohlverdienten Kaffee und Tee. Es war erst kurz nach 7 Uhr morgens, und wir hatten bereits so viel erlebt.

Unser Fahrer brachte uns sicher zurück zur Unterkunft, wo ein Frühstück auf uns wartete, das fast zu schön war, um wahr zu sein: Für die Männer gab’s Rührei mit Reis, während Anni mit fluffigen Pfannkuchen, Schoko und Banane verwöhnt wurde. Ein Traum nach so einer Tour!

Nach einer ausgiebigen Dusche und einer kleinen Lese-Session in der Lounge wagten wir uns zu Mittag erneut hinaus. Mitten im Dschungel gab es nicht viel zu entdecken, also machten wir uns auf die Suche nach Essen. Nach einiger Zeit fanden wir eine kleine, einladende Hütte. Zwei herzliche Frauen begrüßten uns stürmisch und wollten uns alles Mögliche zum Probieren geben.

Nachdem wir ihnen klargemacht hatten, dass es bitte vegetarisch sein sollte, überließen wir die Menüwahl ganz ihnen. Das Ergebnis? Ein grandioses, selbstgekochtes Mahl, das uns für alle Strapazen entschädigte.

 

Der Nachmittag verlief genau so, wie wir es uns verdient hatten: entspannt. Wir rasteten. Während wir gemütlich in der Lounge saßen, schauten wir immer wieder ungläubig die Fotos durch, die wir heute Nacht und am Morgen gemacht hatten. „Haben wir das wirklich alles heute erlebt?“ – Ja, haben wir. Und zwar noch vor dem Frühstück!

 

Das Schöne am Reisen: Du weißt nie, was dich hinter der nächsten Kurve erwartet. Manchmal ist es ein Schild mit „Danger! Betreten verboten“, manchmal eine köstliche Mahlzeit in einer versteckten Hütte – und manchmal einfach nur das Gefühl, etwas erlebt zu haben, das kein Foto der Welt so festhalten kann, wie die Erinnerung daran.

Mit diesem Gedanken ließen wir den Tag ausklingen, gespannt, was wohl als Nächstes auf uns wartet. Eines war klar: Lange schlafen würden wir morgen bestimmt nicht – das Leben schreibt seine besten Geschichten schließlich meist in den frühen Stunden des Tages!

 

Lesetipp: Wir beider haben nun das neue Buch „Das Kalendermädchen“ von Sebastian Fitzek (einer unserer Lieblingsschriftsteller) fertiggelesen und müssen leider zugeben, dass dies das bisher schlechteste Buch von ihm ist. Also an alle, die es noch nicht gelesen haben - besser nicht, wenn ihr nich enttäuscht werden möchtet. Für alle, die noch kein Buch von ihm gelesen haben, ist es ein guter Einstieg in seine Welt des Schreibens.

 

Und somit verabschieden wir uns für heute. Gemütlich in unserem Baumhaus mit leichtem Regen und jeder Menge gewonnene Eindrücke. 

 

Bussi Baba, 

Kosanni und Alois 

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