Tag 15: Abenteuer Vulkan - von Eiseskälte zur Tropenhitze

Veröffentlicht am 15. Dezember 2024 um 13:02

Eisige Nacht und Strickersocken-Rettung

Der Wecker riss uns um 3:00 Uhr unsanft aus dem Schlaf. Nicht, dass wir vorher viel geschlafen hätten – mit rund 11 Grad und einem Fenster, das sich nicht schließen ließ, war unsere Nacht eher ein Überlebens-Training als Erholung. Um nicht vollständig zu erfrieren, trugen wir buchstäblich alles, was wir an Kleidung dabeihatten. Zwei dicke Decken und die selbstgestrickten Socken wurden zum wahren Lebensretter-Set.

Kurz vor halb vier klopfte unser Tourguide, Fati, an die Tür. Noch halb in Trance schleppten wir uns nach draußen, wo ein türkisfarbener Jeep wartete. „Oh, schön, ein Jeep“, dachten wir – bis wir bemerkten, dass unser Platz im „Kofferraum“ lag, einem umfunktionierten Sitzbereich.

 

Die Jeep-Parade und Nebel des Grauens

Mitten in der Dunkelheit ging es los, zusammen mit gefühlt hundert anderen Jeeps. Noch nie hatten wir so viele Geländewagen auf einem Haufen gesehen. Es war wie ein düsteres Rennen, jeder wollte als erster beim Vulkan sein. Fati erklärte uns, dass heute der erste Ferientag für Einheimische war. Statt Touristen war der Berg daher voll von Familien aus der Umgebung, die den Ausflug nutzten, um ihrem Alltag zu entfliehen. Sie fuhren nicht nur mit den Jeeps hinauf. Zwischen all den Wägen drängelten die Motorräder mit 3 - 4 Personen hindurch. 

Gegen 4:30 Uhr erreichten wir einen der vier Aussichtspunkte. Die Fahrt und auch der Aussichtspunkt waren bereits direkt am Gelände von drei Vulkanen. Ein 10-minütiger Abstieg brachte uns zu einer kleinen Plattform – doch statt des erhofften magischen Sonnenaufgangs erwartete uns dichter Nebel. "Gut, dann eben höher hinauf", dachten wir und machten uns auf einen steilen Hügelaufstieg. Ergebnis? Der Nebel lachte uns aus. Sonnenaufgang am Vulkan? Fehlanzeige. Spoiler: Als wir über eine Stunde später wieder hochfuhren, erwartete uns ein wunderbarer Ausblick! 

 

Vom Nebel in die Asche: Der Weg zum Krater

Da sich die Sicht bis 5:30 Uhr nicht verbesserte, entschieden wir uns, zum aktiven der drei Vulkane weiterzufahren. Der Jeep brachte uns über holprige Straßen zu einem Parkplatz direkt am Rand eines riesigen Feldes beziehungsweise Platzes. Fati erklärte, dass dieses Gebiet 2019 bei einem Vulkanausbruch komplett verwüstet wurde. Unter unseren Füßen wäre nur Vulkangesteint und darunter noch der brodelnde Vulkan. Während er uns dies erzählte, nahm Fati einen stein, warf ihn in die Höhe und dieser kam mit einem dumpfen Knall auf. Wir konnten richtig hören, wie leer der Boden unter uns war. Ein surrealer Anblick: verbrannte Erde, ein Mix aus Asche und Steinen, durchzogen von dampfenden Spalten.

Von dort aus starteten wir den Aufstieg zum Krater. Der Weg führte über vulkanische Asche und steile Stufen, umgeben von Pferden und kleinen Hütten, in denen Einheimische entspannten, rauchten und Kaffee tranken. Fati berichtete uns, dass viele Einheimische oder chinesische Touristen die Pferde für den Aufstieg nutzen – sei es aus körperlichen Gründen oder für ein paar schicke Instagram-Bilder. Für uns war das natürlich keine Option. Also stapften wir die vollen 40 Minuten zu Fuß hinauf.

 

Das brodelnde Herz des Vulkans

Am Aussichtspunkt angekommen, waren wir überwältigt. Der Vulkan lebte – und wie! Aus dem Krater stieg Rauch auf und mit etwas Glück konnte man tief unten glühende Lava erkennen. Es war laut, heiß und... schwefelig. Ja, der Schwefelgeruch erinnerte uns unweigerlich an einen schlechten Chemieunterrichtstag, aber die Atmosphäre war schlicht beeindruckend.

Fati warnte uns eindringlich, den Weg nicht zu verlassen, da der Boden an vielen Stellen instabil war. Der Vulkan zeigte sich nicht nur von seiner majestätischen, sondern auch von seiner gefährlichen Seite.

 

Essen, Zigaretten und Opfergaben

Auf dem Weg nach oben und auch am Krater selbst fiel uns auf, dass überall Essenreste und halb gerauchte Zigaretten herumlagen. Unsere erste Reaktion? „Wie unhöflich – wer wirft so viel Müll weg?“ Doch Fati klärte uns auf: Diese Dinge sind Opfergaben. Die Menschen hier teilen Essen und Zigaretten mit den Geistern und Göttern ihrer Religion. „Hier lassen die Menschen ihre negative Energie zurück und nehmen positive Energie mit“, erklärte er. Eine schöne, wenn auch für uns ungewohnte Vorstellung.

 

Vom Frost in die Tropen

Nach der Tour brachte uns der Jeep zurück zur Unterkunft, wo uns ein leckeres Frühstück erwartete. Doch so schön die Gastfreundschaft auch war – ohne Heizung, Warmwasser und schließbares Fenster war klar: Hier bleiben wir keine zweite Nacht. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns herzlich (früher als gedacht) und machten uns auf den Weg.

Die Weiterfahrt war klimatisch ein Schock. Innerhalb einer Stunde verwandelten sich die frostigen 11 Grad in tropische 31 Grad. Die dicke Kleidung, die uns in der Nacht gerettet hatte, wurde nun zum überflüssigen Ballast. Unten angekommen, checkten wir in unser Hotel ein und danach machten wir uns sofort auf Suche nach einem Waschsalon. Nur 50 Meter von unserer Unterkunft entfernt, stand ein kleines Häuschen, auf dem „Laundry“ geschrieben war. Wir versuchten unser Glück. „Nur Handwäsche! Morgen abholen.“ sagte die Dame und verschwand aus unserem Blickfeld. Unsicher, ob wir die Wäsche einfach hingeben sollten oder was sie von uns wollte, blieben wir wortlos stehen. Kurzerhand kam sie mit einem Sack zurück und forderte uns auf, die Wäsche dort hinein zu geben. Gesagt getan. Der Sack wurde von ihr auf eine Waage gehängt und dementsprechend wurde der zu bezahlende Betrag errechnet. 3,40€ für 5 Kilogramm Wäsche. Wir bezahlten und sie bedankte sich mit einem Nicken. Also drückt uns die Daumen, dass wir morgen wirklich unsere Sachen wieder erhalten. 

 

Meer statt Asche

Den Nachmittag verbrachten wir entspannt am „Meer“. Die 20 Grad Temperaturunterschied fühlten sich zu gut an. Wir spazierten über eine Stunde entlang der Straße, doch anstelle von Sand oder gemütliche Restaurants am Meer, fanden wir ein Ufer voll mit Müll. Kilometerweit stapelte sich der Plastikmüll. Hin und wieder wurden einige Teile davon verbrannt und bei anderen Abschnitten spielten die Kinder auf diesen Müllhallen. Eine Idylle am Meer konnten wir hier nicht finden. Touristen dürften generell kaum welche dorthin kommen. Während des gesamten Spazierganges kamen Kinder extra aus deren Hütten, um uns zu begrüßen, uns anzufassen oder einfach nur anzuschauen. Wir waren schlichtweg ein Phänomen für die Einheimischen. Als wir endlich ein halbwegs hygienisches Lokal entdecken, setzten wir uns hin und dachten an den Vulkan zurück: den Nebel, das brodelnde Herz, die Opfergaben und natürlich unsere Kofferraum-Fahrt im Jeep. Abenteuer? Definitiv. Und am Ende des Tages konnten wir uns nur eines denken: So anstrengend es auch war, es war jede Sekunde wert.

 

Und für alle, die Kosi kennen: Heute war es endlich so weit!! Nach 15 Tagen aß er ENDLICH wieder einmal eine Pizza. 😉(Zitat Kosi: „War ka echte Pizza - hat nur so ausgschaut!“)

Mit vollen Magen und Pizza - Entzugserscheinungen vorerst gestillt, geht es für uns nun ins Bett.

 

Bussi Baba,
Eure Kosanni und Alois

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Kommentare

Harald
Vor 7 Tage

Enjoy every second as you absorb the culture. In this part of the world vine ripen fruit is a treat regardless the type. Stay safe hello to your dad.🤗

Die Sslzburger
Vor 7 Tage

Wer hat in seinem Leben schon einmal das Innenleben eines Vulkans beobachten können???
Ein unvergessliches Erlebnis und für Alois ein erfüllter Traum.
Übrigens: Nebel und Kälte können wir auch bieten 😅
Ganz liebe Grüße von uns 3